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Windmühle

Gegenwind Nwb.

Meldung vom 27.02.2002 (Widerstand in Gehrden)

Bericht in der HAZ vom 27.02.2002

Rechtzeitig zur Ratssitzung in Isernhagen am 28. Febr., in der über eine Veränderungssperre für das Windkraft-Areal in Neuwarmbüchen/Lohne abgestimmt werden soll, berichtet die HAZ in der heutigen Ausgabe auch über andere Bürgerinitiativen in der Region, die sich gegen Windkraftanlagen wehren. Es gibt mittlerweile über 650 derartige Initiativen, die die Zerstörung der Umwelt nicht länger stillschweigend hinnehmen wollen.

Abschrift

Ein neuer Windpark stört den Frieden

Mehr als 1000 Windkraftgegner befürchten gesundheitliche Schäden, zwei ortsansässige Landwirte dagegen wollen „schlicht Geld verdienen“: Der geplante Windpark in der Feldmark bei Gehrden-Leveste hat das Dorf in zwei Lager gespalten. Ein Zwischenbericht.

In dem beschaulichen Gehrdener Ortsteil Leveste ist der Frieden auf Jahre hinaus gefährdet für den Fall, dass sich in der Feldmark künftig Windräder drehen. Das jedenfalls befürchtet die „Bürgerinitiative zur Bewahrung des Landschaftsbildes zwischen Gehrden und Barsinghausen“, der nach eigenen Angaben mehr als 80 Mitglieder angehören. „Windräder bedeuten gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung, finanzielle Einbußen durch Wertverluste von Häusern und sozialen Unfrieden“, sagt der Vorsitzende Rainer Gerd Fenner. Außerdem werde der Naherholungswert des Gebietes beeinträchtigt.

Die Bürgerinitiative will laut Fenner den gesamten Windpark verhindern, zumindest aber erreichen, dass die Planungen abgespeckt werden. Mehr als 1100 Unterschriften hat die Gruppe gesammelt, darunter 450 aus Leveste. Weil die Fraktionen im Gehrdener Rat mit Ausnahme der FDP es nicht für erforderlich halten, einen Bebauungsplan für das Gebiet aufzustellen, haben sie sich den Vorwurf der „Missachtung des Bürgerwillens“ eingehandelt.

Der Streit dreht sich um acht 100 Meter hohe Rotoren, die die Windpark Gehrden GmbH zwischen Leveste und Barsinghausen-Eckerde ins Deistervorland setzen will. Gründer sind ortsansässige Landwirte. „Ich will den Standort nutzen, um schlicht Geld zu verdienen“, hatte Eberhard von Ilten-Ausmeyer bei der Präsentation der Pläne gesagt. Ursprünglich sollten es insgesamt zwölf Windräder sein. Die ausgewiesene Fläche von 75 Hektar wurde jedoch mittlerweile um ein Drittel verkleinert, so dass nicht Platz für alle ist.

Dass die Gehrdener Politiker und hier vor allem die mit der FDP regierende CDU ins Visier der Bürgerinitiative geraten sind, liegt an einem Meinungswandel. Ursprünglich hatten die Christdemokraten den von den Windkraftgegnern vehement geforderten Bebauungsplan befürwortet.

„Wenn die Stadt auf einen Bebauungsplan verzichtet, gibt sie Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand“, sagt der Göttinger Fachanwalt Patrick Habor, den die Bürgerinitiative engagiert hat. In dem vorhandenen Flächennutzungsplan könnten lediglich Größe des Gebietes und Höhe derWindräder festgelegt werden. Ein Bebauungsplan dagegen eröffne Möglichkeiten, landschaftsästhetische Aspekte und vorbeugenden Immissionsschutz planerisch zu berücksichtigen. „Außerdem kann man gegen einen Bebauungsplan klagen, gegen einen Flächennutzungsplan nicht“. Im Gehrdener Rathaus schätzt man, dass ein Bebauungsplan 40.000 Euro an Kosten verursachen würde, und hält das für hinausgeworfenes Geld. Denn die die Fläche sei im Regionalen Raumordnungsprogramm Vorrangstandort für Windenergie. Der Bau der Windräder könne also nicht verhindert werden. Außerdem reiche der jetzt aufgestellte Flächennutzungsplan vom Niveau her an einen Bebauungsplan heran, sagt Umweltreferent Holger Spohr. Gutachter hätten hervorragend gearbeitet. Davon hat sich nach Angaben von Bürgermeister Heinrich Berkefeld auch die CDU überzeugen lassen. Der Flächennutzungsplan werde ausgelegt, es könnten Bedenken geltend gemacht werden. „Sollten sich da neue Aspekte ergeben, werden wir einen Bebauungsplan nachschieben“, sagt der Christdemokrat, nach eigenen Angaben kein Verfechter der Windenergie.

Das Ende der Auslegungsfrist will auch die Windpark Gehrden GmbH abwarten. „Danach stellen wir den Bauantrag, es sei denn, die Sachlage ändert sich gravierend“, kündigt Eberhard von Ilten-Ausmeyer an. Die Gutachten zu Lärmauswirkung und Schattenwurf würden beigefügt. Dem Landwirt zufolge könnten sich die acht Windräder, die zusammen etwa acht Millionen Euro kosten, schon im Herbst in der Feldmark drehen.

Gesetze fördern die Windkraft

Seit Anfang 1997 sind der Bau und der Betrieb von Windrädern außerhalb von Siedlungen vom Gesetzgeber privilegiert. Das bedeutet unter anderem eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren.

Zudem wird Windstromerzeugung in Deutschland durch das so genannte Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert: Es verpflichtet Netzbetreiber zur Abnahme von Strom aus regenerativen Energiequellen wie etwa Wind, Sonne oder Wasserkraft. Außerdem legt es eine Einspeisevergütung fest. Windmüller erhalten für die Dauer von fünf Jahren 9,1 Cent pro Kilowattstunde. Energie aus herkömmlichen Quellen ist weitaus preiswerter. Windkraftgegner sprechen deshalb von ungerechtfertigter Subvention, die die Ökolobby erwirkt habe.

Unstrittig ist, dass große Windräder Einfluss auf die Umwelt haben. Sie machen Lärm und werfen bewegliche Schatten. Bei Altanlagen kann der so genannte Diskoeffekt durch reflektierendes Licht hinzukommen, bei neueren wird er nach Auskunft der Hersteller durch Spezialanstriche der Rotoren verhindert. Windkraftgegner beziehen sich auf diese Argumente, wenn sie sagen, dass Windenergie ernste Folgen für die Gesundheit hat. Diverse vom Bundesumweltministerium und anderen in Auftrag gegebene Untersuchungen kommen dagegen zu der Erkenntnis, dass diese Effekte keinen Einfluss auf das Wohlbefinden haben, wenn ein bestimmter Mindestabstand zur Wohnbebauung eingehalten wird. Er liegt bei 500 Metern, der ehemalige Kommunalverband hat für die Region Hannover 750 Meter vorgegeben. Ein weiterer Streitpunkt sind Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes. Kritiker sprechen von einer „unsinnigen Verspargelung“; Befürworter finden die Riesenrotoren sinnvoll, manchmal sogar ästhetisch.

Objektive und planerisch umsetzbare Kriterien, ob ein Windrad nun schön oder hässlich ist, gibt es nach Auskunft des Bundesumweltministeriums für Windräder so wenig wie für Straßen, Eisenbahnlinien, Überlandleitungen oder Kernkraftwerke.

Region ist Spitze

Das Umland von Hannover ist nach Einschätzung des Geschäftsführers der regionalen Klimaschutzagentur, Udo Sahling, mittlerweile der bundesweit führende Standort für Windenergie im Binnenland.

130 Windräder stehen bereits. Sie erreichen eine Gesamtleistung von fast 180 Megawatt und decken so den Bedarf von 90.000 Haushalten. Noch einmal die gleiche Anzahl könnte nach Sahlings Worten hinzukommen. Um den Tatendrang der Windmüller in geordnetere Bahnen zu lenken, hat vor gut drei Jahren der Kommunalverband in Absprache mit Städten und Gemeinden 33 so genannte Vorrangstandorte für Windenergie festgelegt. Teilweise sind darunter auch Standorte für einzelne Anlagen, nämlich die zur Expo von Künstlern gestalteten Windräder.

Von den 21 Städten der Region ist nach dieser Liste lediglich Langenhagen ein weißer Fleck in Sachen Windenergie. Die Standorte sind im Regionalen Raumordnungsprogramm als solche ausgewiesen. Dieses Werk ist für die Städte verbindlich: Wenn ein Investor einen Windkraftstandort besiedeln will, haben sie planerisch so gut wie keine Möglichkeiten, dies zu verhindern. „Windkraftgegner vergessen aber gern, dass das Programm auch eine zweite Wirkung hat: An anderen Standorten ist der Bau von Rotoren verhindert“, betont Sahling. Von den 33 Standorten sind mittlerweile 25 entweder ganz oder teilweise bebaut. Hochburg ist das Neustädter Land, aber der Osten der Region holt auf. Von den offenen Standorten liegen drei in Uetze, zwei in Sehnde, einer in Lehrte, einer in Gehrden-Leveste und einer in Isernhagen-Neuwarmbüchen. Auch dort kämpft eine Bürgerinitiative gegen die Rotoren.

Ende des HAZ Artikels

Dem bliebe jedoch so einiges zur Klarstellung hinzuzufügen:

  • Das oft gehörte Argument "zigtausend Haushalte würden mit Windstrom versorgt" unterschlägt, daß Haushalte nur zu 25 Prozent am Stromverbrauch beteiligt sind. Der überwiegende Teil wird von Industrie und Gewerbe benötigt und das zu niedrigen Kosten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Es ist falsch, wenn behauptet wird, den Gemeinden wären die Hände gebunden. Die Planungshoheit hat in ihrem Gemeindegebiet allein die Gemeinde und kein anderer.
  • Es ist falsch, wenn behauptet wird, mit der klammheimlichen Ausweisung von Vorranggebieten habe man Wildwuchs verhindern wollen. Richtig ist vielmehr, daß man in Vorahnung der Bürgerproteste einen Weg suchte, den Bürger gezielt aus den Planungen herauszuhalten. Den Wildwuchs haben wir jetzt, indem zu den bereits 130 bestehenden noch weitere 130 Windkraftanlagen vor die Terrassen der Bürger gepflanzt werden sollen.
  • Wenn, wie behauptet, Windkraft so gewinnbringend ist, warum werden die Windräder nicht auf Industriegelände oder Industriebrachen, von denen wir mittlerweile genügend haben, gebaut? Warum rückt man damit dem Bürger auf den Pelz bzw. vor die Terrasse?
Eine Antwort gibt vielleicht das folgende Flugblatt der Grünen, das an Dummheit (Naivität wäre hier das falsche Wort) nicht mehr zu überbieten ist:

klipp,klapp

Wegen der schlechten Kopie hier nochmal der Text zum Mitsingen:

Es dreht sich das Windrad am rauschenden Bach, klipp klapp
Bei Tag und bei Nacht ist der Westwind stets wach, klipp klapp
Er mahlet uns Wind zu dem kräftigen Strom und haben wir solchen
so braucht's kein Atom, klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp.

Flink laufen die Räder und drehen sich rund, klipp klapp
Und mahlen den Wind uns zu Strom Stund' um Stund', klipp klapp
Der Bäcker dann Brötchen und Kuchen uns bäckt, der immer uns Menschen
besonders gut schmeckt, klipp...

Wenn reichliche Körner das Ackerfeld trägt, klipp klapp
und flink unsere Mühle die Räder bewegt, klipp klapp
Dann gibt es das Brot und den Strom und den Saft, wir danken
dem Himmel für stürmische Kraft, ritsch ratsch, ritsch ratsch, ritsch ratsch

Dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen ...


© 2001 - 2004 Copyright by Heidemarie Müller, letzte Änderung 27.02.2002