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Windmühle

Gegenwind Nwb.

Einwohnerversammlung am 16. April 2002

Täglich erreichen uns Zuschriften, Pressemeldungen und Emails über die Einwohnerversammlung zum Thema "Windenergie". Wir versuchen möglichst alles hier zu veröffentlichen. Machen Sie bitte auch von unserem Forum Gebrauch.
Zuschrift eines Teilnehmers:


Gestern waren wir, Dr. Reichel und ich, im hübschen Speckgürtel von Hannover. Große Info-Veranstaltung der Gemeinde Isernhagen, seit kurzem nicht mehr "Landkreis Hannover", sondern "Region Hannover". Politischer Vorteil der Verbindung von Landeshauptstadt und Landkreis Hannover: jetzt durchgängig windy and red.

Auf dem Podium saßen neben den Offiziellen der Gemeinde der Regionsfachmann, die Sprecherin von "Gegenwind Isernhagen", der Gegenwind-Rechtsanwalt, einige andere und der Repräsentant (?) der "Klimaschutzagentur Region Hannover gGmbH", wobei das kleine "g" vor GmbH wohl "gemeinnützig" bedeuten soll. Als dieser Windbeutel zu sprechen anfing, vom Beitrag der Region Hannover zum (weltweiten) Klima-Schutz sprach und über den hohen Anteil seiner Agentur zur CO2-Vermeidung redete, stieg mein Magensäurespiegel wieder auf ph-Wert 2. Ich verließ den Raum, ging 150 Meter weiter, setzte mich in den Grapenkieker, ein Esslokal, wo die Gäste statt mit Messer und Gabel fein und gesittet mit den Händen fressen, und machte mich über Schmalzbrote und Salatmolle her: ph-Wert 1, Magensäure noch konzentrierter.

Ich ging in den "Isernhagen Hof" zurück. Der Klimamann redete nicht mehr. Wie ich von meinem Nachbarn hörte, hatten ihn Isernhagener Bürger von im Saal aufgestellten Mikrofonen zum Schweigen gebracht. Der Wind, den er machte, war vielen unerträglich geworden.

Wissen Sie, Frau Fuchs, wer hinter der gemeinnützigen Klimaschutzagentur Region Hannover steht? Enercity, Förderverein Klimaschutzagentur e.V., Solar Engineering, Windwärts Energie GmbH (Projektierer des Isernhagener WKA-Projekts!) und einige andere Windfirmen. Auf eine kurze Formel gebracht: Klimaagentur(en) = Enercon & Co.

Diese Gleichung gilt sehr wahrscheinlich nicht nur in Niedersachsen, dem Pleitenparadies von Erzengel Gabriel, sondern auch bei Ihnen in Rheinland-Pfalz, im Imperium des mächtigen Kurt Beck, der was die (Wind-)Masse angeht, unserer Nr.1 Konkurrenz machen kann. Ich bin mir sicher, dass der nächste Bundesumweltpreis an die Windwärts Energie GmbH geht... und Enercon-Chef Aloys Wobben, der Auricher Preisträger des Jahres 2000, die Laudatio halten wird.

Ein Schalk, wer Böses dabei denkt. Niemand wird -jemals- darüber schreiben, weder HAZ noch EXTRA, die beide gestern sogar einen Redakteur nach Isernhagen geschickt hatten. Die Pressevertreter machten viele Aufnahmen von den hohen Herren auf dem Podium, der Tisch war ja auch so breit wie der Saal, aber mehr als eine harmonische, gleichgerichtete Bildgeschichte wird wohl nicht herauskommen. Nach dem Outfit und dem Kommentar des HAZ-Mannes ("Wegen dieser drei Windkraftanlagen machen die so ein Theater!") weiß ich, wie der Bericht aussehen wird. Rund, flach und gefärbt. Wie alles in Deutschland, vom Kopf des Kanzlers angefangen.

MfG
Jochen Schmidt
17.04.2002

PS:
Ich höre gerade mit halben Ohr im Radio, dass der Hildesheimer Oberbürgermeister "ins Kreuzfeuer" geraten sei, weil er einen sechsstelligen Betrag von einem Energieversorger für die Gründung eines Vereins (Klimaschutz-a......?) erhalten habe. Der Anfang des Endes des hannoversch-Osnabrücker Windklüngels?
Der geneigte Leser möge selbst urteilen ...

Artikel in der Nordhannoverschen zur Einwohnerversammlung:

Abschriften der Ausgabe vom 18.04.2002
Isernhagen / Windradkritiker attackieren im Isernhagenhof Befürworter Frerking: Betreibergesellschaft könnte Grenzwerte garantieren

Mit einem interessanten Vorschlag hat der Isernhagener Amtsleiter für Wirtschaft und Finanzen Michael Frerking versucht, den Graben zwischen Kritikern und Befürwortern der Neuwarmbüchener Windräder zu überbrücken. Bei einer Informationsveranstaltung im Isernhagenhof regte er die Gründung einer Betreibergesellschaft an, an der sich auch Bürger und die Gemeinde Isernhagen beteiligen. Die Gesellschafterversammlung könne die Betreiber verpflichten, Lärm- und Schatten-Grenzwerte einzuhalten.

Rund 100 Interessenten waren zu der Informationsveranstaltung der Gemeinde gekommen. Die Gegner der nördlich der Kreisstraße 116 zwischen Kirchhorst und Neuwarmbüchen vorgesehenen Windkraftanlagen waren in der Mehrzahl. Bürgermeister Arpad Bogya (CDU) machte gleich anfangs deutlich, dass die Verwaltung keine vorgefasste Meinung habe. Bei der Neuaufstellung des Raumordnungsprogramms und des Flächenutzungsplans habe die Gemeinde auch eine Fläche für Windräder ausweisen müssen.

Udo Sahling von der Klimaschutzagentur der Region Hannover - "ich bin Umwelt-Lobbyist" - berief sich auf eine Studie, dass mit Hilfe der 180 bestehenden Windkraftanlagen die Kohlendioxidbelastung in der Region Hannover um fünf Prozent gesunken sei. Mit Hilfe der Windkraft werde in der Region zehn Prozent des Strombedarfes erzeugt; drei Windräder schafften sogar 35 Prozent des Isernhagener Strombedarfs. Sahling räumte nach Einwürfen von Kritikern jedoch ein, dass diese Zahlen "hoch gerechnet" seien.

Man könne die Kohlendioxid-Reduzierung nicht regional betrachten, zumal sie bundesweit gerade einmal ein Prozent betrage, sondern nur global, warf Horst Reichel ein. Hans-Joachim Schneider, anerkannter Energie-Experte und Mitglied der Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung, bezweifelte ob Windkrafträder in der hiesigen Gegend wegen zu niedriger Windhäufigkeit wirtschaftlich betrieben werden können. Genug Wind gebe es nur an der Küste und in gebirgigen Hochlagen. Dem widersprachen Vertreter der Windradhersteller Enercon und Windwärts. Eine Windhäufigkeit zwischen 5,6 und 6,5 Meter pro Sekunde in 65 Meter Höhe reiche bei Neuwarmbüchen zur rentablen Stromerzeugung aus, vertraten sie.

Ursula Ostermeyer von der Bürgerinitiative Gegenwind brachte nochmals die Besorgnis der Bürger aus Neuwarmbüchen und der Gartenstadt Lohne zur Sprache. Bei der Festlegung des Vorranggebietes Windkraft sei der gebotene Mindestabstand zur Wohnbebauung missachtet worden.

Es drohten Belästigungen durch Lärm und Schlagschatten der Rotoren. Die Bürgerinitiative fordere deshalb unabhängige Gutachten, vor allem über die Schallausbreitung.

Zum Schluss ihrer Ausführungen appellierte Ostermeyer: "Die Gemeinde sollte ihre Planungen im Interesse der Fürsorgepflicht für ihre Bürger betreiben." Nicht umsonst hätten rund 1300 Bürger per Unterschrift ihren Unmut gegen die Windräder ausgedrückt.
fr

Abschaltautomatik mit Sonnensensor

Um die nächtliche Lärmgrenze von 35 Dezibel und die Schattennorm von 30 Stunden pro Jahr einzuhalten, würde Enercon drei Windräder aufstellen. Sie sollen 85 Meter hoch werden und jeweils eine Leistung von 1,8 Megawatt haben, wie Oliver Bunk als Vertreter des Unternehmens im Isernhagenhof erläuterte. Die Offerte hat aber einen Haken: Eines der Windräder würde außerhalb des planerisch vorgesehenen Gebietes stehen. Das würde eine neue Änderung des Flächennutzungsplanes und ein erneutes Raumordnungsverfahren bedeuten.

Mit Abschaltautomatik und Sonnensensor will die Firma Windwärts die gesetzliche Schlagschattennorm garantieren. Auch die zulässige Lärmgrenze, so Christian Witzsche, bekäme sein Unternehmen mit ähnlicher Technik in den Griff. Vier Windräder mit 85 Meter Höhe und einem Rotordurchmesser von 77 Meter würde Windwärts aufbauen. Die Anlagen ständen laut Witzsche 650 Meter von den ersten Wohnhäusern Neuwarmbüchens und mehr als 700 Meter von der Gartenstadt Lohne entfernt. Die Kritiker, vor allem die Vertreter der Bürgerinitiative Gegenwind, blieben jedoch bei ihren Zweifeln.
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"Es reicht langsam"

"Isernhagen wirbt in Hochglanzbroschüren mit dem Slogan "eine Gemeinde zwischen Stadt und Natur". Von diesem Slogan können wir uns angesichts einer Müllverbrennungsanlage, einer Kompostierungsanlage und dreier Autobahnen verabschieden", empörte sich der erste stellvertretende Bürgermeister Klaus-Dieter Mukrasch (CDU) unter dem Beifall der Neuwarmbüchener Windradgegner. "Es reicht langsam!" Man solle nicht nur auf Juristen und Gutachter hören, sondern vor allem auf die Bürger.

Henning Burchard, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion, schlug sich ebenfalls auf die Seite der kritischen Bürger. Er riet der Gemeinde, den beiden Landwirten, die die Windräder aufstellen wollen, für den Verzicht eine Entschädigung zu zahlen: erstens für den bisherigen Aufwand, zweitens für die Erhaltung der Landschaft.
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Artikel in der EXTRA vom 20.04.2002

Kontroverse um Windenergieanlagen in der Gemeinde
Heiße Debatte - verpasste Chance auf Information


Isernhagen (kb) Die Gemeinde Isernhagen hatte zu einer Informationsveranstaltung über die geplanten Windenergieanlagen in Neuwarmbüchen geladen.

Kompetente Fachleute aus allen Bereichen, sei es die Region mit einem Klimafachmann, Planungsbeauftragte, Angehörige der Betreiberfirmen und einer der Betreiber der Windenergieanlagen (WEA) in Fuhrberg stellten sich der Diskussion. Sie alle hätten sehr viel Klärung der Problematik beitragen können, hätte Arpad Bogya, Hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Isernhagen nicht laufend anmahnen müssen, man möge etwas zivilisierter mit einander umgehen. Neben sehr viel redlichen und engagiert-sachlichen Beiträgen kam es immer wieder zu persönlichen Angriffen auf die verschiedenen Redner. Ganz klar: Die Fronten in dieser Angelegenheit sind so stark ausgeprägt, dass es schwer ist, hier Argument und Gegenargument abzuwiegen. Die Seite der Ablehner vertrat Klaus Mukrasch, Erster ehrenamtlicher Bürgermeister von Isernhagen, als er in einer mit großem Beifall bedachten Rede sagte, Isernhagen sei hochbelastet durch die kommende Müllverbrennung, die kalte Rotte, die Autobahnen; DEN Flugverkehr usw. Der Titel der Werbebroschüre "Isernhagen zwischen Natur und Stadt" stimme nicht mehr. Mukrasch: "Die Wohnqualität geht drastisch zurück".

Da könne er es sehr wohl nachvollziehen, dass die Bürger sich gegen neue Beeinträchtigungen zur Wehr setzen. Heinz Wiesel, einer der Betreiber der Fuhrberger WEA versuchte die andere Seite aufzuzeigen. Er vertrat aus seiner eigenen Erfahrung die Auffassung, dass die Befürchtungen wie Schlaggeräusche- und schatten nicht zuträfen. Wiese lud Interessierte ein, sich von diesen Dingen vor Ort zu überzeugen. Bogya versuchte immer wieder die Rechtsposition der privilegierten Bauvorhaben darzustellen. Er hat nicht gesagt, dass die Gemeinde die Wahl zwischen Pest und Cholera habe, aber darauf lief es hinaus.

Die Gemeinde kann die Anlage nicht verhindern und muss nun versuchen, das Beste da draus zu machen. Das aber hat sie ja schon getan. Mit ihrer Veränderungssperre hat sie Zeit geschaffen, die der Planung der Anlage zu Gute kommt. Eine Verschiebung der WEA in Richtung Oldhorster Moor sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Es wurde bezweifelt, ob der Standort die notwendigen Windstärken von fünf hergebe. Dieses bejahe ein Gutachten, welches eine durchschnittliche Stärke von 5,6 vorher sage. Oliver Bung von der Firma Enercon ging auf technische Details ein, welche die Bedenken der Bürger berühre. Er bestätigte den Geräuschpegel von 35 dBa in 860 Meter Entfernung. Das wäre die Ortsmitte von Neuwarmbüchen. Zu dem Thema Schattenwurf führte Bung aus, dass dieser gesetzlich nur 30 Stunden im Jahr oder 30 Minuten/Tag erlaubt sei. Sonnensensoren würden für die Einhaltung sorgen. Zu einer widersprüchlichen Aussage kam es, als Bogya von einer Aussage der Flugsicherung in Hannover sprach. Diese gab an, dass eine maximale Höhe von 100 Meter über Niveau Landebahn in diesem Bereich erlaubt sei. Dem widersprach der Vertreter der Firma Windwärts, der von dem Bundesamt für Flugsicherheit 123 Meter vorgegeben bekam.
Klaus Bethge

© 2001 - 2004 Copyright by Heidemarie Müller, letzte Änderung 17.04.2002